47. Rennsteiglauf – Herausforderungen eines Ultraklassikers

Auch nach seiner 47. Austragung am 18. Mai 2019 ist der GutsMuths-Rennsteiglauf in Thüringen weiterhin ein unglaublich beliebter Lauf in Deutschland und natürlich auch für die Läufer*innen des Marathon-Club Menden. Ursache für diesen „Dauerbrenner Rennsteiglauf“ ist die herausfordernde und gleichzeitig beeindruckende Strecke über alle angebotenen Distanzen. Hierdurch hat es der Laufklassiker nach RUNNERS WORLD sogar in die begehrte Liste der 25 schönsten Marathonläufe der Welt geschafft hat – als einziger Marathon in ganz Deutschland übrigens. Dies gilt besonders für den angebotenen Supermarathon, der über 73,5 Kilometer führt.

Heinz Lüdecke bewältigt als Altersklassenläufer in der M80 den Halbmarathon

Bei der diesjährigen Auflage haben den Verein drei Läufer*innen vertreten, die das gesamte Altersspektrum des Vereins wiederspiegeln. Heinz Lüdecke bewältigte in der Altersklasse M 80 den mit Höhenmetern gespickten Halbmarathon in 3:14:46 Std auf Platz 15, während die Schülerin Colien Sorge im Junior-Cross über 6.000m in 30:49 min in ihrer Altersklasse W14 den Platz 11 belegt.

Tobias Sorge beim Ultramarathon mit einer „Hammerzeit“ über 73,5km ganz vorne mit dabei

Gespannt waren wir auf das Abschneiden von Tobias Sorge auf der klassischen Distanz im Ultramarathon. Nach einer sehr akribisch geplanten und speziell auf die Anforderungen dieses Laufes ausgerichteten Vorbereitung stand dann für Tobias ein wirklich beeindruckendes Ergebnis auf der begehrten Urkunde dieses Laufes. „Tobias hat mir nach seinem erfolgreichen Berlin Marathon 2018 mitgeteilt, dass er mit der Teilnahme am GutsMuths Rennsteiglauf eine neue Herausforderung suchen will. Gleichzeitig hat er dann meine Zeit knapp unter 7 Stunden von 2004 als Messlatte ausgegeben. Das hat er dann ja auch deutlich geschafft!“ freut sich sein Coach Hans-Jürgen Kasselmann über die Gesamtzeit von 6:37:54 Std, Gesamtplatz 52 und Platz 13 in der Altersklasse M40.

Hier sein ganz persönlicher Bericht unter dem Titel „Mein erster Ultralauf – der Rennsteiglauf 2019“

„Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung entschied ich mich schon letztes Jahr Anfang November, den Supermarathon des Rennsteiglaufs zu machen. Erstes Ziel war es, nur durchzuhalten und anzukommen. Doch dann packte mich schnell der Ehrgeiz, den Lauf unter sieben Stunden zu absolvieren. Im Januar begann ich mit der Trainingsvorbereitung, will heißen, Laufkilometer je Monat steigern und Höhenmeter machen. Vorbereitungswettkämpfe waren die Hammerlaufserie, der Halbmarathonlauf um den Müggelturm, der Kyffhäuser Bergmarathon und der Whew100 Rund and Bike. Ich habe die Trainingszeit ohne Verletzungen überstanden und war nun gut vorbereitet für den Rennsteiglauf. Da es mein erster Ultralauf war, musste ich mir eine Strategie überlegen. Anhand des Höhenprofils teilte ich mir die Strecke in folgende Abschnitte hinterlegt mit einem dem Höhenprofil entsprechenden Lauftempo ein:

0-25 in 5:45 min/km / 25-40 in 5:10 min/km / 40-45 in 5:45 min/km / 45-60 in 5:20 min/km /60-65 in 5:50 min/km und 65-74 in 5:20 min je km. Zielzeit sollte 6 Stunden und 50min inklusive der Verpflegungsstops sein.

Am 18.05.2019 um 6 Uhr morgens fiel der Startschuss für die knapp 2.100 Läufer für den Supermarathon (73,5km / 1.750 Höhenmeter) in Eisenach. Aus allen vorherigen Erzählungen von Läufern, die sich diese Strapaze bereits einmal oder mehrmals angetan hatten, wurde nur von steilen Anstiegen erzählt und steilen Passagen bergab. Entsprechend angespannt und meiner Strategie folgend begann die erste 25km Etappe. Es ging stetig bergauf, allerdings konnte ich immer laufen bis zum letzten Anstieg. Dieser war so steil, dass man diesen nur gehend absolvieren konnte. Geschafft!! War eigentlich gar nicht so schlimm – jetzt bist Du oben und hast das Schlimmste hinter Dir. Und das Beste – in einer Pace von 5:30 min/km. Unglaublich. Die nächsten 15km waren wellig, sehr steile Passagen gab es erst zum Ende. Ich beendete die Etappe mit einer 5:06 min/km – und wieder schneller als der Plan. Ich fühlte mich gut. Ist doch alles nur Übertreibung, was man mir berichtet hatte, dachte ich. Mehr als die Hälfte hast Du hinter Dir. Dann kam der nächste Anstieg. Den hatte ich vorhergesehen am Höhenprofil der Strecke – aber der sollte doch nicht so steil und lang sein. Meine Vorgabezeit für diese Etappe konnte ich nicht halten. So ein Mist – ich beendete die Etappe mit einer 6:05 min/km. Egal, dachte ich – hattest dir vorher genug Zeitpolster erarbeitet! Die nächste Etappe (15km) sollte ähnlich der 2. Etappe sein. Sie fing auch gut an, aber nach gut 3km ging es wieder bergauf mit durchaus knackigen Passagen, die ich teilweise nur gehend machen konnte. Meine Beine fingen an zu schmerzen, meine Oberschenkelmuskeln wurden hart und taten weh. Ich beendete diesen Abschnitt mit einer 5:37 min/km -verlor also weitere Sekunden. Dann der letzte Abschnitt bergauf. Diesen hatte ich eingeplant – aber doch nicht so! Das ewige bergauf nahm mir fast die letzten Kräfte und nur mit Mühe und eisernem Willen erreichte ich den höchsten Punkt der Strecke. Am Ende stand für diese Etappe eine 6:26 min/km – also knapp 36 Sekunden langsamer auf einen Kilometer. Mein Zeitpolster schmolz dahin. Nun meine letzte Etappe – ich beschloss mich, nicht mehr so unter Druck zu setzen. Die letzten 10 Kilometer geht es sowieso nur bergab. Lass es einfach laufen egal, nur noch ankommen. Das Bergab-Laufen tat weh, das ständige Abbremsen schmerzte ziemlich. Doch dann vereinte sich mein Lauf mit denen der Wanderer. Plötzlich waren da viele Menschen, die einen anfeuerten und klatschten. Das gab mir noch mal Aufwind, lenkte mich von den Schmerzen ab. Ich nahm wieder Tempo auf. Beim Zieleinlauf in Schmiedefeld sah ich, dass ich nochmal Zeit gut gemacht hatte. Ich war am Ziel, auf das ich solange hingearbeitet hatte – was für ein Gefühl und am Ende mit einer Zeit, die 12min schneller war als der Plan.

Besser hätte dieser Tag nur noch werden können, wenn Dortmund auch Meister geworden wäre.“